Die maulende Mutter in der U-Bahn

Leider mitgehört: Dialogfetzen zwischen einer Mutter mit zwei Kindern und Fahrgästen in der U-Bahn.

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Die Linie U7 am Berlin-Neuköllner Hermannplatz. Fahre ich fast täglich mit. (Foto: Wikimedia Commons / Magnus Manske)

Dienstagabend in Berlin. Feierabendverkehr. U7, Mehringdamm Richtung Hermannplatz. Die Bahn ist voll. In einem Vierer-Sitz hat bereits eine Mutter mit ihren zwei Töchtern Platz genommen, vielleicht fünf und neun Jahre alt. Demonstrativ legt die Mutter ihre Füße samt Straßenschuhen hoch, zwischen ihre Tochter und eine Mitfahrerin. Eine andere Frau bittet freundlich darum, dies zu unterlassen. Die Mutter klafft zurück: „Isch mache was isch will!“, sagt sie und rürt sich nicht.

Auf erneute Bitte anderer Passagiere mault sie: „Wem das nicht gefällt, der soll sich beschweren!“ „Genau das tun wir hier doch gerade“, bemerkt ein junger Mann mit Zeitung in der Hand. „Isch lege meine Füße nachts zuhause auch hoch“, scheinargumentiert die Mutter. „Was sie zuhause machen, ist ja nicht unser Problem“, wirft die Frau gegenüber ein; „das sind einfache Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders“, erklärt der junge Mann.

Außer weiterem Gemecker keine Reaktion. Die Fahrgäste geben ihre Beschwerden auf. Die Kinder der Mutter schauen und hören zu. Eine der Töchter lacht über irgendein Gebiss. Überhöre, ob es um das Gebiss einer Frau in der Bahn geht oder um irgendwen, den die Mädchen auf Mamas Handydisplay entdecken.

Eine Szene, die Fragen aufwirft: Wie authentisch darf oder muss man sein, um seinen Kindern noch ein gutes Vorbild sein zu können? Und von wem sollen Kinder wenigstens jene Grundregeln eines gesellschaftlichen Miteinanders lernen, wenn schon nicht von den Eltern?

6 Gedanken zu „Die maulende Mutter in der U-Bahn

  1. Da fragt man sich doch, was man dagegen machen kann. Einige Eltern verziehen ihre Kinder dermaßen, dass es an geistige Körperverletzung grenzt. Da können doch keine mündigen Erwachsenen bei rauskommen. Aber zu entscheiden, wer Kinder bekommen darf, ist natürlich völlig indiskutabel. Wir müssen eine (hoffentlich) Minderheit von unerzogenen Menschen die ihre Kinder verziehen schlicht aushalten. Und ich glaube unsere Gesellschaft kann das.

  2. „Es gibt nichts, das so schlecht es, dass es sich nicht wenigstens als schlechtes Beispiel eignen würde.“ 😀

    Dazu kann man im Grunde gar nicht mehr sagen. Die Kinder der Frau werden entweder so wie die Mutter oder sie besitzen das psychische Vermögen, sich zu distanzieren. Letzteres ist eine sehr schwierige Angelegenheit und wird seltener vollzogen. Aber Hoffnung gibt es immer …

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