Kiezväter (#20): Mahmut mit Kenai

Was Väter durch den Kiez treibt. Heute: Mahmut mit Kenai in der Sanderstraße in Neukölln.

Mahmut und Kenai auf dem Heimweg nach ausgiebiger Pflege ihres Hobbys Spielplatzhopping.
Mahmut und Kenai auf dem Heimweg nach ausgiebiger Pflege ihres Hobbys Spielplatzhopping.
Das da oben sind Mahmut und Kenai. Mahmut ist 41, Kraftfahrer für Spezialfahrzeuge bei den Berliner Wasserbetrieben, einer der wenigen gebürtigen Berliner („geboren im Wedding, aufgewachsen in Schöneberg, seit meinem 20. Lebensjahr zugezogener Kreuzberger“) und nicht nur Vater vom zweieinhalbjährigen Kenai: Er hat außerdem eine 21-jährige sowie eine neunjährige Tochter. Kenai ist ein nordamerikanischer Indianername und bedeutet soviel wie „der kleine Bär“, erklärt Mahmut, als Kid A und ich die beiden an einem Samstagvormittag im September wie zuvor schon Kiezvater Helmut mit Lola in der Neuköllner Sanderstraße treffen. Nach ihrem gemeinsamen Spielplatzbesuch wirkt Kenai eher – wie Kid A – wie ein müder Bär.

Dein Job klingt nach Schichtdienst, Mahmut. Was blöd wäre als Vater.

Gar nicht. Ich arbeite von 6 Uhr bis 14:15 Uhr. Wir sind um 15 Uhr alle zusammen: Die Kinder sind vom Kindergarten und der Schule zurück, meine Frau und ich von der Arbeit.

Und da man mit Kindern eh nicht ausschlafen kann, ist 6 Uhr wahrscheinlich gar keine so schlimme Zeit für den Arbeitsbeginn. Ihr habt schon immer hier im Viertel gewohnt?

Bisher zumindest immer in Kreuzberg oder Neukölln, ja. Zuletzt wohnten wir in der Boppstraße in Kreuzberg, jetzt am Paul-Lincke-Ufer.

Euch gefällt es hier also offenbar gut mit Kindern. Was nervt dennoch am Kiez oder dem Stadtteil?

Nerven tut mich eigentlich gar nichts. Ich finde es toll. Viele Gastronomien sind sehr kinderfreundlich. Spielplätze hast du ohne Ende. Schwimmbäder gibt es in der Nähe.

Teure Schwimmbäder!

Nicht mit Ferienpass im Sommer! Außerdem gibt es viele Parkanlagen.

Was macht Ihr am Wochenende am liebsten?

Spielplatzhopping. Wir laufen von zuhause aus zum Weichselplatz, danach über Treptow zurück zur Bopp- und Hobrechtstraße und so weiter. Wir nehmen sämtliche Spielplätze mit.

Welcher davon ist Euer Lieblingsspielplatz?

Keiner, deswegen ja das Hopping!

Als noch kurzzeitig heißer Sommer war, was habt Ihr da gemacht?

Wir gingen ins Prinzenbad.

Ist es dort am Wochenende nicht sehr voll?

Nein! Es waren Ferien, ich hatte Urlaub und war mit meiner Tochter fast täglich da, auch am Wochenende. Mussten wohl alle im Urlaub sein.

Und dass es da nicht nur voll, sondern auch gefährlich ist, stimmt auch nicht?

Überhaupt nicht. Super-Klientel dort, alles gut. Das Columbiabad aber würde ich nicht empfehlen.

Dort wird auch Sicherheitspersonal eingesetzt, das angeblich oftmals überfordert ist.

Am Prinzenbad arbeiten auch welche, aber sobald die da sind, machst du nix!

Deine älteste Tochter ist 21. Du kannst Dich wahrscheinlich kaum an die Zeit erinnern, als Du noch kein Vater warst, oder?

Doch doch.

Vermisst Du etwas aus dieser Zeit? Dinge, die Du seitdem nicht mehr machen kannst?

Nein. Wenn wir mal weggehen wollen, gehen wir weg. Ich mache mit meinen Freunden einmal im Jahr Wanderurlaub in Skandinavien, manchmal sogar zweimal im Jahr. Was wir vorher gemacht hatten, machen wir immer noch. Wir freuen uns sogar drauf, dass wir unsere beiden Kinder fast überall hin mitnehmen können.

Kenai, mit dem Du hier gerade im Kinderwagen unterwegs bist, spielt gerade mit einem uralten Handy…

Sonst gerne mit Autos. Er ist ein typischer Junge!

Mein Sohn auch, obwohl ich ihm das nie vorgelebt habe!

Wir auch nicht, mit Absicht nicht. Er spielt mit den Autos von meiner Tochter, der wir damals absichtlich nur Jungs-Spielsachen gekauft hatten. Die aber hatten sie nie interessiert, nur Puppen. So hat er ihr Zeug geerbt.

Diesen alten Siemens-Knochen ohne Akku hat unser Sohn auch in seiner Spielkiste, ihn interessieren aber nur unsere eigenen Smartphones mit Bildern, Videos, Tönen, Spielen…

Das wiederum interessiert Kenai nicht. Er sieht zwar was du machst, will aber nicht mehr. Nur manchmal will er über YouTube die Feuerwehr sehen. Hauptsache es blinkt und ist laut.

Geht Kenai schon in den Kindergarten?

Ja, in die Kita Komşu am Paul-Lincke-Ufer.

Eine deutsch-türkische Kita, oder?

Eigentlich ist sie deutsch. Es ist vielmehr ein Integrationskindergarten mit einem Drittel ausländischen Kindern.

Dort einen Platz zu kriegen war kein Problem?

Nein, meine große Tochter war nämlich auch schon dort. Und ich bin im Vorstand.

Was sind die größten Probleme, gegen die man in so einem Ehrenamt zu kämpfen hat?

Gar keine bestimmten. Unsere Direktoren kümmern sich um alles, wir halten nur unsere Namen hin (lacht)!

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