Tanja Häusler über die TINCON: „Lasst die Kinder doch mal machen“

TINCON-Mitgründerin Tanja Häusler im Kurzinterview über die Idee hinter der ersten „Teenage Internetwork Conference“, die auf der re:publica15 angekündigt wurde und 2016 erstmal stattfinden soll.

Tanja Häusler präsentiert auf der re:publica 15 gemeinsam mit ihrem Mann Johnny die erstmals die TINCON (Screenshot)
Tanja Häusler präsentiert auf der re:publica 15 gemeinsam mit ihrem Mann Johnny die erstmals die TINCON (Screenshot)

Auf der re:publica 2015 kündigten zwei ihrer Mitbegründer eine Art Ableger für Kinder an: Vom 27.-29. Mai 2016 soll in Berlin erstmals die sogenannte „Teenage Internetwork Conference“, kurz TINCON, stattfinden. Idee und Umsetzung stammen von Tanja und Johnny Häusler, und beide – selbst Eltern zweier Söhne im Teenageralter – sehen sie eine große Notwendigkeit für dieses da kommende Festival für die digitale Jugend, wie sie die TINCON nennen.

Noch während der re:publica konnte ich Tanja Häusler im Konferenzgewusel ein paar Fragen über die TINCON stellen, die sie freundlicherweise sogar beantwortet hat.

NKATB: Glückwunsch zum Start dieses ambitionierten wie naheliegenden Projekts, Tanja. Komisch, dass keiner vor Euch die Idee dazu gehabt hat. Oder?

Tanja Häusler: Es gibt verschiedene einzelne Sachen, zum Beispiel die „Jugend hackt“, das „Junior Lab“ und natürlich die „Video Days“. Aber die sind jeweils sehr themenspezifisch, wie die re:publica anfangs auch. Konferenzen zu spezifischeren Themen gab es ebenfalls bereits. Das Abbilden der gesamten digitalen Gesellschaft ist aber eine Erfindung der re:publica, und das haben wir nun auf die TINCON übertragen. Wir machen den gleichen Themenmix für die junge digitale Gesellschaft.

Was heißt konkrekt „jung“?

Wir richten uns an 13- bis 21-Jährige. Dafür brauchst du auch junge Speaker, die vielleicht 25 und deshalb glaubwürdiger sind als vergleichsweise alte Menschen.

Die Vermittlung von Medienkompetenz wollt Ihr ungern dem Staat und dessen Schulen alleine überlassen, so Eure Ankündigung auf der re:publica15. Fängt die Vermittlung von Medienkompetenz nicht schon im Kindergartenalter an?

Wir müssen ja mit irgendwas anfangen. Die Teenagergruppe ist erstmal spannender, weil du die Eltern nicht dabei hast. Ich kann sagen: „Kommt rein, hier ist ein cooles Festival, hier gibt es Sachen zu entdecken und zu tun.“ Bei den Kleineren reden die Eltern mit. Ich bin selber Mutter. Da führt man andere Gespräche. Wenn Jugendliche losgelassen sind, bekommt so eine Veranstaltung einen ganz anderen Charakter.

Aber grundsätzlich sollten jüngere Kinder schon abseits des Elternhauses an Digitales herangeführt werden?

Auf jeden Fall. Wir kooperieren mit dem „Junior Lab“, die richten sich an Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Unser jüngster Sohn hat zum Beispiel in den Osterferien an einem von ihnen organisierten verlängerten Wochenende teilgenommen.

Kann man die TINCON also eine re:publica für Jugendliche nennen?

Besonders hier auf der re:publica mache ich das selbst gerne, weil die Leute dann die Idee am besten verstehen. Für diejenigen, die die re:publica nicht kennen, ist das Bild natürlich nicht hilfreich. Wichtig ist: Es ist keine re:publica-Veranstaltung. Es gibt die re:publica GmbH, die jeweils zur Hälfte newthinking sowie Spreeblick gehört. Wir machen das jetzt als Spreeblick.

In Eurer Session „#butterbeidiefische“ habt Ihr die Motivation hinter TINCON so erklärt, dass Ihr keinen Bock mehr gehabt hättet, den Schulen zu erklären, dass wir 2015 schreiben. Woran habt Ihr konkret festgemacht, dass der digitale Wandel dort nicht angekommen ist, welche Sätze habt Ihr immer wieder gehört?

Ich glaube, man kann den Schulen ihren Rückstand gar nicht wirklich vorwerfen. Sie leben einfach die digitale Kultur nicht. Jugendliche machen das ganz anders, ich persönlich auch. Ich fühle mich auf Twitter und Instagram zuhause, wir bloggen, wir kennen die Menschen die dort arbeiten. Ich weiß, was eine CC-Lizenz ist. Ich weiß, wie ich mich in der digitalen Öffentlichkeit bewege. Das ist bei Jugendlichen genauso. In den Schulen existiert kein Gespür dafür, wie wertvoll auch diese Gesellschaft ist. Ich weiß schlichtweg nicht mehr, was ich in den Schulen erklären soll. Da hängt dann immer der Begriff „Medienkompetenz“ drüber und die Fragen danach, was die Kinder denn dabei lernten und wo die Fallstricke seien. Das ist mir erstmal egal. Ich finde: Lasst die Kinder erstmal machen. Es gibt in der digitalen nicht mehr Fallstricke als in der physischen Welt.

Ihr wollt die TINCON auch in weitere Städte bringen. In jedem Fall oder nur, wenn es in Berlin erfolgreich über die Bühne geht?

Das ist eine Frage des Geldes. Wenn Kooperationspartner sagen, wir müssten unbedingt nach Dresden oder München kommen, sind wir unterwegs. Noch ist nichts bestätigt. Die TINCON darf aber nach 2016 eine Roadshow werden, und dafür müssten Formate entwickelt werden. Die Jugendlichen sind nicht so mobil wie die re:publica-Besucher. Aber jetzt fangen wir erstmal an.

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