5 Comic-Charaktere, die ich dank Kindern kennengelernt habe (und das ist erst der Anfang)

Kinderfernsehen und Bilderbücher bilden – mindestens die Eltern der kleinen Konsumenten. Eine Beweisführung.

Rosarotgelbes Touwaboo: Zoe, Peppa, Conni und Leo – die bisherigen Helden meines Sohnes. (Bilder: KiKA, Carlsen, Lingen)

Abschätzige Blicke durchbohren mich und meinen Gin-Tonic-Strohhalm. Ob das nicht etwas früh wäre, maßregeln mich die zwei Freunde meines Kumpels, als wir abends gemeinsam vor einer Bar sitzen. Sie, beide noch jung und kinderlos, meinen nicht meinen Alkoholkonsum, sondern den Medienkonsum meiner Kinder. Gerade zuvor erzählte ich nämlich beiläufig, dass Kid A mit seinen 2,75 Jahren neuerdings jeden Abend den Sandmann guckt, und dass wir die Urlaubsflüge nur dank Kinderapps auf dem iPad überstanden haben. Ihre auf Theorie statt auf Erfahrung basierende Einschätzung provozierte in mir nichts als die blödeste und gleichzeitig einzig richtige Reaktion: „Kriegt Ihr mal Kinder, ey, dann reden wir nochmal!“

Tatsächlich ist es ja so: Der Weg zum mündigen Mediennutzer ist ein holpriger, und er fängt bei Kid A wie wohl bei allen Kindern langsam an. Zuerst zeigt man als Elternteil dem Kind das, was man selber kennt. Nach ersten Form- und Farbbüchern und dem Smartphone, das man schließlich selbst den halben Tag vorm Kind in der Hand hat und deshalb kaum komplett verbieten kann, Bilder- und Vorlesebücher vom „Dschungelbuch“ und „Benjamin Blümchen“, zum Beispiel. Und dann, was einem die Freunde so schenken. Aber Achtung! So passiert es nämlich auch, dass man widerwillig in Parallelwelten abtaucht, von deren schierer Existenz man früher nicht die leiseste Ahnung hatte. Warum auch!

Hier ein paar der Figuren, die wohl oder übel in den vergangenen Monaten zu unserem Alltag gehörten. Mir gruselt’s, wenn ich mir die nächsten Kindermedienjahre vorstelle: Was ich alles lernen muss! Und wie alt ich mir vorkommen werde! Aber ich freue mich auch auf Sendungen und Bücher mit überschaubaren Welten, Happy Ends und Plots, die selbst ich verstehe (die Beziehungen der „Game of Thrones“-Charaktere etwa muss mir meine Frau jede Folge aufs Neue erklären). Und wer weiß, vielleicht kommt ja alles von früher einfach wieder, bloß in anderer Darreichungsform. So wie Pokémon Go. Oder, äh, Biene Maja in 3-D.

„Conni“

Das blonde Mädchen Conni erlebt mit ihrem Bruder Jakob und deren Mutter viele langweilige Dinge. Der Besuch im Schwimmkurs, das Pizzabacken mit dem Nachbarsjungen, alles wirkt so trist und unbeschwert wie die Erinnerung an die eigene Dorfjugend. Vielleicht ist das der Grund, warum Conni unter Kindern so schrecklich beliebt und unter deren Eltern so schrecklich verhasst ist. Oder weil ihr Vater stets durch Abwesenheit glänzt. Wie im echten Leben.

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„Leo Lausemaus“

Leo Lausemaus ist, Überraschung, ein (grausam braver und nur kläglich als Freigeist inszenierter) Mäusejunge. Er geht gern in den Kindergarten, spielt mit seiner Schwester Lili, hat ein Merchandiseimperium hinter sich aufbauen lassen und lässt sich überraschend angenehm vorlesen: In dem „Gute Nacht“-Buch, das uns die Verwandten schenkten und das Kid A liebt und längst auswendig kann, dauert keine der drei „Geschichten“ länger als drei Seiten. Kleine Seiten. Mäuseseiten, sozusagen.

„Zoés Zauberschrank“

„Zoés Zauberschrank“ würde ich an dieser Stelle gerne als Geheimtipp verkaufen, komme damit aber wohl nicht weit: Auf KiKA hat sie den zweitbesten Sendeplatz überhaupt, nämlich täglich um 18:40 Uhr direkt vorm „Sandmann“. Noch besser hat es „Peter Pan“, der direkt danach gesendet wird. Eltern verstehen die hier angedeutete Heulkrampfwarnung („Nicht ausmachen! Neeiin! Eule Bubuuu!“).

Zoé jedenfalls ist ein kleines Mädchen, das mit ihrem noch kleineren Bruder, einem Freund und ihrer Kuschelente Quakquak jeden Abend aufregende Kurzabenteuer an den Orten erlebt, an die ihr Schrank sie hinzaubert. Da treffen sie zum Beispiel einen Gorilla, der in den Wolken lebt und ein neues Bett braucht oder sie werden Waldhüter und kümmern sich um den Flusslauf, der wegen eines Bieberdamms ausgetrocknet ist. Tut nicht weh, ist ganz süß, hat oft eine positive Message und dauert nur zehn Minuten.

„Peppa Pig“

Peppa ist die Tochter im Hause der Schweinefamilie Wutz, die im englischen Original Pig heißt. Mit ihrem Bruder George, ihren Stofftieren und ihren Eltern spielt Peppa gerne Verstecken oder Detektiv. Hätte ich mich nach dem Faltbuch mit eben jenen Geschichten bereits an die TV-Version auf YouTube oder Netflix getraut, wüsste ich, was die Schweinchen noch so erleben. So haben Kid A und ich noch ganz schön was vor uns. Snort!

„Siggi Blitz“

Die Geschichten von Siggi muten in Haptik und Storytelling an wie die Low-Budget-Versionen von richtigen Kinderbüchern. In der Ausgabe, die wir haben, weil Kid A sie zum 2. Geburtstag in der Kita geschenkt bekam, beobachten Siggi und seine zwei Brüder eine Baustelle vor ihrem Haus, und Siggi erzählt in der Vorschule seinen Freunden davon. Moral von der Geschicht‘: Fehlanzeige. Wie übrigens auch der Vater durch Abwesenheit glänzt. Eine Auffälligkeit, die „Siggi“ mit „Conni“ und „Leo Lausemaus“ gemein hat. Allesamt deutsche Produktionen.

Natürlich waren das längst nicht alle Jungstars aus unserer Kinderbibliothek. Ich könnte noch von Kater Mog, dem kleinen Drachen Kokosnuss, Familie Hummelbolz, diversen Hexen oder den Tieren aus der Lego-App erzählen. Aber ich will Sie nicht noch mehr langweilen als mich selbst.

2 Gedanken zu „5 Comic-Charaktere, die ich dank Kindern kennengelernt habe (und das ist erst der Anfang)

  1. Peppa Pig guckt unsere Kleine auch liebend gerne. Am Anfang konnte ich mir das überhaupt nicht anschauen, aber mittlerweile finde ich das manchmal auch ganz lustig. Man darf das als Erwachsenener alles nicht so ernst nehmen 🙂

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